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Ella-Maria Nutti, Kaffee mit Milch

aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn, erschienen im Kindler Verlag

In der nordschwedischen Provinz ist das Leben ganz anders als im pulsierenden Stockholm. Das weiß Agneta genau, als sie in den Zug steigt und ihre heimatliche Kleinstadt in Richtung Metropole verlässt. Eine ganze Nacht wird die weite Fahrt dauern und sie wird Agneta, Ende Vierzig, für ein Wochenende in eine andere Welt bringen – in die Welt ihrer erwachsenen Tochter Tilda. Zwei Tage und zwei Nächte verbringen die zwei Frauen miteinander, in Tildas enger Wohnung, in diversen Cafés und Restaurants der Stadt und in der Kunstgalerie. Agneta hat einen wichtigen Grund, weswegen sie zu Tilda reist und Tilda spürt dies genau. Doch zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen herrscht eine Sprachlosigkeit, die kaum überwindbar zu sein scheint. Und so setzt Agneta zwar immer wieder an, doch die richtigen, die wichtigen Worte kommen ihr nicht über die Lippen.

Die Autorin Ella-Maria Nutti, selbst noch keine dreißig Jahre alt, hat sich der Aufgabe gestellt, eine Endvierzigerin in einer schwierigen Lebenssituation zu porträtieren. Dazu kommen schwergewichtige Themen wir Krankheit, Generationenkonflikte, Überforderung und persönliches Scheitern – eine herausfordernde Mischung, um einen emotional-berührenden, positiven Roman zu schreiben. Doch es gelingt Ella-Maria Nutti hervorragend, dies alles ins Gleichgewicht zu bringen, behutsam formulierend ihren Figuren menschliche Größe zu geben und dabei so viel Hoffnung zu vermitteln, dass dieses Buch seine Leserschaft mit einem warmen Gefühl zurücklässt. Ein unbedingter Lesetipp!

[Ines Klisch,  März/2023]


Domenico Müllensiefen, Aus unseren Feuern

Kanon Verlag

Das Debut „Aus unseren Feuern“ des Leipziger Autors Domenico Müllensiefen zu besprechen ist eine Herausforderung. Es fiele leicht, den Roman dabei in eine Schublade zum Beispiel mit der Aufschrift „Freundschaftsgeschichte“ oder „Nachwenderoman“ oder „Arbeiterliteratur“  zu stecken, würde diesem großartigen Buch aber keinesfalls gerecht.

Die Handlung ist schnell erzählt: Bei einem Verkehrsunfall auf der geraden Strecke einer Landstraße östlich von Leipzig stirbt Thomas, ein noch junger Mann. Der Bestatter Heiko, der den Toten vom Unfallort abholen soll, erkennt in ihm seinen Jugendfreund wieder, mit dem er seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Nun hat Heiko die emotional schwierige Aufgabe, die Beerdigung vorzubereiten. Während dessen erinnert er sich an die gemeinsame Zeit mit seinen zwei Freunden Thomas und Karsten in Leipzig Anfang der 2000er Jahre.

Was Müllensiefen aus diesem Plot macht ist mehr als bemerkenswert und hallt nach der Lektüre noch lang nach. Die Ereignisse des Romans entwickeln vor allem in der Figurenrede eine starke szenische Kraft. Sie schleudern die Leserschaft mitten hinein in die Welt dieser drei jungen Männer, deren Lebensdrang durch ihr Umfeld und das, was das Leben ihnen zumutet, immer wieder unterbrochen wird.

Freundschaftsgeschichte, Nachwenderoman, Arbeiterliteratur – „Aus unseren Feuern“ ist all das und noch viel mehr, vor allem aber ein berauschendes Leseerlebnis. Im Februar 2023 ist das Taschenbuch erschienen.

Ines Klisch [26/2022]


Bärbel Oftring, Sprachkurs grüner Daumen

Kosmos Verlag

Das Leben ist voller Herausforderungen. Einen Garten zu bestellen und den Umgang mit Bäumen, Blumen und Gemüse zu erlernen ist eine besonders reizvolle Aufgabe, bietet aber auch einige Überraschungen und Tücken. Wie schön, wenn man für die komplizierten Situationen einen kompetenten Ratgeber an seiner Seite weiß.

Der Kosmos Verlag hat mit seiner Neuerscheinung „Sprachkurs grüner Daumen“ ein sehr hilfreiches Buch herausgebracht. Praxisorientiert und nicht zu kompliziert, aber trotzdem detailreich, beschreibt die Diplom-Biologin Bärbel Oftring die wichtigen Aspekte der Gartengestaltung. Gespickt mit vielen Fotos, die allein schon das Buch ansehenswert machen, erläutert die Autorin die Pflanzenpflege übers Jahr. Die Bodenqualität, die Standortfrage, günstige Nachbarschaften und Fruchtfolgen sind Themen, die besonders beleuchtet werden. Ein Kapitel widmet sich ausschließlich den Missgeschicken im Garten: Was ist zu tun, wenn Pflanzen nicht gedeihen, sei es durch Gärtner- oder Schädlingsverschulden? Wie muss gedüngt werden? Und wann? Eine Aufstellung über günstige Pflück- und Erntezeiten, ein Glossar und ein Register runden dieses nützliche Kompendium ab. Garteneinsteiger und Fortgeschrittene finden hier zu gleichen Teilen Anleitung und Inspiration.

So entsteht beim Durcharbeiten dieses mit 110 Seiten auch nicht allzu umfangreichen Werks ein guter Überblick über alle notwendigen und so manche möglichen Arbeiten im Garten.  Eines aber müssen geneigte Leser und Leserinnen dann aber schon noch tun, nämlich aktiv werden. Also: Hoch aus dem Sessel und auf ins Grüne!

Ines Klisch [20/2022]


Thomas Ziebula, Engel des Todes

Wunderlich Verlag

März 1920: Kriminalinspektor Paul Stainer hat in seinem Leben als Kriminalist und als Soldat an der Front schon viel gesehen, doch der Anblick des Tatorts in einem Mietshaus im Leipziger Stadtteil Plagwitz lässt ihn erschaudern. Der Mörder muss mit kaltblütiger Grausamkeit vorgegangen und von enormem Hass übermannt worden sein. Wenige Tage später wird ein weiterer Toter gefunden und der Kriminalinspektor erkennt schnell die Parallelen zum Plagwitzer Mord: Die Opfer waren Männer mittleren Alters, die allein lebten, und die in der Fliegerstaffel Manfred von Richthofens im Ersten Weltkrieg gedient hatten. Stainer und sein Assistent beginnen gezielt zu ermitteln, doch die Ereignisse überschlagen sich in mehrfacher Hinsicht: Der Mörder hat noch weitere Namen auf seiner Todesliste. Stainer erkennt bald, dass er einen Täter verfolgt, der in seiner Vergangenheit selbst zum Opfer wurde. Nicht nur der Mörder, auch Stainer selbst, seine Kollegen und viele weitere Figuren dieses gelungenen Romans zeigen uns Lesern, was Kriege in den Seelen der Menschen anrichten, die sie durchmachen müssen.

Thomas Ziebula setzt in diesem dritten Band seiner Krimireihe um Kriminalinspektor Paul Stainer erneut dem historischen Leipzig ein Denkmal – einer der vielen Städte, deren Antlitz durch den zweiten Weltkrieg stark verändert wurde. So wandert man beim Lesen nicht nur durch eine spannende Kriminalgeschichte mit psychologisch fein gestalteten Figuren und deren erschütternden – weil historisch plausiblen – Biografien, sondern man erlebt auch den Glanz und das Elend der Messemetropole Leipzig in den wilden 20er Jahren.

 

Ines Klisch [18/2022]


Doris Dörrie, Die Heldin reist

Diogenes Verlag

Doris Dörrie hat uns immer mit ihren menschenverbindenden, weltoffenen Büchern und Filmen bestens unterhalten. Reisen ist ihr immer als Chance erschienen, über den Tellerrand hinaus zu blicken. In ihrem neuen Buch „Die Heldin reist“ erzählt sie uns von drei Reisen, die sie 2019 machte: nach Marokko, Japan und San Francisco. „Die Welt erschein mir ein aufregender, aber prinzipiell freundlicher Ort zu sein, den ich nur zu durchwandern hätte, um zu lernen und zu wachsen.“

Es ist also ein autobiografisches und sehr authentisches Buch. Vielleicht musste auch erst die Pandemie kommen, damit dieses Buch entstehen konnte, denn in der Regel verbringt Doris Dörrie kaum mehr als drei Monate im Jahr in Deutschland. Zu den beeindruckendsten Geschichten in diesem Buch gehört die über Tatsu, eine befreundete Japanerin, die an der Musikhochschule Hannover studiert und die eine schmerzhafte Affäre mit einem Gesangslehrer hatte. Für Tatsu, die sich nach allen Regeln der Kunst in Deutschland integrierte, blieb dieses Land immer ein seltsamer Kosmos, in dem sie sich als exotischen Fremdkörper erlebte.

Dörrie erzählt auch bestechend uneitel über ihre eigenen Ängste und selbstreflektierten Unzulänglichkeiten – Dinge, die man bei einer solch starken und charismatischen Frau nie vermutet hätte. Ein mutmachendes Buch für neugierige Frauen und andere Leute, die unterwegs sind in der Welt oder auch nur im eigenen Leben.

Barbara Weil [14/2022]


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