Ella-Maria Nutti, Kaffee mit Milch
aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn, erschienen im Kindler Verlag
In der nordschwedischen Provinz ist das Leben ganz anders als im pulsierenden Stockholm. Das weiß Agneta genau, als sie in den Zug steigt und ihre heimatliche Kleinstadt in Richtung Metropole verlässt. Eine ganze Nacht wird die weite Fahrt dauern und sie wird Agneta, Ende Vierzig, für ein Wochenende in eine andere Welt bringen – in die Welt ihrer erwachsenen Tochter Tilda. Zwei Tage und zwei Nächte verbringen die zwei Frauen miteinander, in Tildas enger Wohnung, in diversen Cafés und Restaurants der Stadt und in der Kunstgalerie. Agneta hat einen wichtigen Grund, weswegen sie zu Tilda reist und Tilda spürt dies genau. Doch zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen herrscht eine Sprachlosigkeit, die kaum überwindbar zu sein scheint. Und so setzt Agneta zwar immer wieder an, doch die richtigen, die wichtigen Worte kommen ihr nicht über die Lippen.
Die Autorin Ella-Maria Nutti, selbst noch keine dreißig Jahre alt, hat sich der Aufgabe gestellt, eine Endvierzigerin in einer schwierigen Lebenssituation zu porträtieren. Dazu kommen schwergewichtige Themen wir Krankheit, Generationenkonflikte, Überforderung und persönliches Scheitern – eine herausfordernde Mischung, um einen emotional-berührenden, positiven Roman zu schreiben. Doch es gelingt Ella-Maria Nutti hervorragend, dies alles ins Gleichgewicht zu bringen, behutsam formulierend ihren Figuren menschliche Größe zu geben und dabei so viel Hoffnung zu vermitteln, dass dieses Buch seine Leserschaft mit einem warmen Gefühl zurücklässt. Ein unbedingter Lesetipp!