Clare Pollard, Der Salon der kühnen Frauen
übersetzt von Anke-Caroline Burger, erschienen bei Aufbau
Paris im ausgehenden 17. Jahrhundert: Die Baronin Marie d‘Aulnoy, die durch eine ungünstige persönliche Situation in einer Art unklaren gesellschaftlichen Stellung verharrt, lädt regelmäßig zu Treffen in ihre Pariser Wohnung – zu einem literarischen Salon. Es bildet sich ein illustrer Kreis, der die gesellschaftlichen Skandale des Umfelds nicht nur kommentiert, sondern auch selbst gegeneinander und miteinander Intrigen spinnt. Einziger Mann im Kreis ist, abgesehen von einem katholischen Pater, Charles Perrault, der heute berühmte französische Märchendichter und -sammler, dem wir Rotkäppchen und Dornröschen zu verdanken haben. Und so wechselt die Handlung mit literarischen Texten Perraults und der anderen Besucher ab, was diesem historischen Roman eine interessante Note gibt.
Das französische Königreich unter Sonnenkönig Ludwig dem XIV. ist gegenwärtig nicht das gängige Setting für historische Romane, aber durchaus ein großartiger Hintergrund für dieses Genre. Das beweist Clare Pollards Roman „Der Salon der kühnen Frauen“, der von einem Abschnitt im Leben der Schriftstellerin Marie d’Aulnoy handelt. Diese wurde mit 15 Jahren mit einem wesentlich älteren Mann verheiratet, bekam drei Kinder und lebte, da ihr Mann wegen eines Komplotts im Gefängnis einsaß, ein unstetes Leben. Mit etwa 40 Jahren begann sie, schriftstellerisch tätig zu werden und führte über mehrere Jahre hin einen literarischen Salon in Paris. Von dieser Pariser Zeit erzählt der Roman.
Neben weiteren historisch verbürgten Personen bevölkert die Autorin Clare Pollard die Geschichte mit zahlreichen großartigen fiktiven Figuren. So entsteht ein interessantes Kammerspiel, das sicherlich sprachlich eher dem heutigen Ton entspricht als dem 17. Jahrhundert, aber (vielleicht auch deswegen) äußerst vergnüglich zu lesen ist.
Ines Klisch [Januar 2025]