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Wolf Haas, Müll

Hoffmann und Campe Verlag

Der neue Brenner ist da. Mit sehr makabrem Humor, schrulligen Figuren und dem typisch seltsamen Sprachgebrauch stellt der österreichische Autor Wolf Haas seinem Ermittler Simon Brenner eine neue Herausforderung. Diesmal gerät der Brenner, der ausgestiegen ist aus dem Kriminalerberuf und daher nun bei der Müllabfuhr beschäftigt ist, ein eine Organhandelsgeschichte. Ein grausiger Leichenfund auf dem Mistplatz (wienerisch für Wertstoffhof) bringt ihn daher mit einem ehemaligen Kollegen zusammen, den der Brenner damals in seiner Zeit bei der Kripo ausgebildet hat. Nicht nur der alten Zeiten wegen, sondern auch weil es einfach so geschieht, steigt Brenner in die Ermittlungen ein – obwohl er doch eigentlich nie wieder ermitteln wollte.

Wie schon die vorherigen Fälle seines Kriminalbeamten, Privatermittlers, Krankenwagenfahrers und nun Müllarbeiters Brenner hat Wolf Haas auch diesen Roman komplett in der typischen verwurschtelten Brenner-Sprache verfasst: Umgangssprachlich, in Halbsätzen und mit wienerischen Ausdrücken angereichert. Das macht das Lesen nicht etwa schwieriger, sondern gibt diesen Kriminalgeschichten noch einen weiteren besonderen Reiz. Sprache wird hier zu einem entscheidenden Mittel, um Stimmung und Figuren darzustellen und fast schon zu überzeichnen. Das Ganze kombiniert Haas mit einem schwarzen Humor, den man in der deutschsprachigen Literatur selten findet. Die Krönung ist es, einen der Brenner-Romane vorgelesen zu bekommen – besonders, wenn der Autor selbst liest. Nutzen Sie die Gelegenheit, wenn sie sich bietet!   Diese außergewöhnlichen Krimis wurden bereits dreimal mit dem Deutschen Krimipreis und Wolf Haas‘ gesamtes literarisches Werk mit vielen weiteren Preisen ausgezeichnet.

Ines Klisch  [10/2022]


Edgar Selge, Hast Du uns endlich gefunden

Rowohlt Verlag

Aus einem Stapel Neuerscheinungen habe ich mir willkürlich ein Buch gegriffen, dessen Cover eine wohltuende unaufgeregt Gestaltung hat. In einer ruhigen klaren Sprache sinniert der Erzähler darin über seine Kindheit in der Provinz des Nachkriegsdeutschlands. In einer Schlüsselszene berichtet er von einem Traum, in welchem er sehnsüchtig seine alten Eltern sucht. Als er seine alte Mutter findet, schaut diese ihn liebevoll an und er fühlt „… ein unbeschreibliches Glück.“ Sie sagt: „Hast du uns endlich gefunden“.

Im Fokus des Buchs stehen Selges Eltern, die beide Berliner Beamten- bzw. Musikerfamilien entstammen. Die elterliche Wohnung befindet sich in einer Jugendstrafanstalt, da der Vater der Anstaltsdirektor ist. Nach außen pflegt die Familie eine humanistische, bürgerliche Fassade. Beide Eltern spielen ein Instrument, der Vater Klavier und die Mutter Geige. Auch die drei Geschwister erhalten eine musikalische Ausbildung. Es gibt Hauskonzerte für die Häftlinge – „Wir wollen doch jedem eine Chance geben…“. Nach und nach erfährt der Leser, dass der Vater eng mit den Nationalsozialisten vernetzt war und wahrscheinlich ein höheres juristisches Amt bekleidet hatte. Nach Kriegsende konnten sich die Eltern mit Ach und Krach aus dem zerbombten Berlin in die Provinz absetzen. Selbst im hohen Alter huldigen sie ihrer deutsch-nationale Gesinnung und achten streng auf Sitte und Moral. Sie versuchen ihren Kindern diesen „Anstand“ weiterzugeben.

Aber der Jüngste rebelliert  Er lügt, er stiehlt, er schleicht sich nachts heimlich aus dem Haus, um die amerikanischen Hollywoodfilme im Kino anzusehen, die in den Augen der Erwachsenen unsittlich sind. Das bleibt nicht verborgen und es setzt auch jedes Mal eine gehörige Tracht Prügel.

Erst nach dem Lesen ist mir aufgefallen, dass es sich bei Edgar Selge um einen bekannten Schauspieler handelt. „Hast Du uns endlich gefunden“ ist ein ernstzunehmendes und beeindruckendes literarisches Debut, welches mir sehr gefallen hat.

Marlies Uhde [3/2022]


Anthony Doerr, Wolkenkuckucksland

C.H.Beck

Mit „Wolkenkuckucksland“, einem herausragenden Schmöker dieses Leseherbsts, hat Anthony Doerr ein faszinierendes und fesselndes Buch geschrieben, dessen vielschichtiger Inhalt kaum kurz zusammenzufassen ist. Die Handlung ist in mehrere Erzählstränge aufgeteilt, die sich über einen geschickten Kniff des Autors miteinander verbinden:

Die dreizehnjährige Anna arbeitet im Konstantinopel des Jahres 1453 als Stickerin für den strengen Kalaphates. Die Sarazenen stehen vor den Toren Konstantinopels und Anna ist nur allzu klar, dass die alten Mauern der Stadt dem Heer des Sultans nicht standhalten können.

An einem schicksalhaften Abend im 21. Jahrhundert treffen in Lakeport, Idaho der Rentner Zeno und der etwa sechzehnjährige Seymour aufeinander. Während Zeno im Oberstock der Stadtbibliothek mit einer Kindergruppe ein Theaterstück probt, platziert Seymour im Erdgeschoss eine Bombe.

Seit mehr als sechzig Jahren ist das Raumschiff Argos schon unterwegs, um auf einem erdähnlichen Planeten eine neue menschliche Zivilisation zu begründen. Die Erde ist mittlerweile nahezu unbewohnbar geworden und die Argos trägt, gebündelt in einer selbständigen künstlichen Intelligenz, eine Art kulturelles und biologisches Gedächtnis in die Zukunft. Durch eine tragische Entwicklung ist die fünfzehnjährige Konstance die scheinbar letzte Überlebende der Besatzung und allein mit ihrer Verzweiflung – und dem Wissensschatz.

Changierend zwischen historischem Roman, sozialkritischer Gegenwartsbeschreibung und Dystopie war es sicherlich kein leichtes Unterfangen, diese Stränge miteinander zu einem Roman zu verbinden. Das gelingt Anthony Doerr doch durchgängig überzeugend: Eine Erzählung eines antiken Autors verbindet die drei Romanebenen. Antonius Diogenes Bericht über die abenteuerliche Reise des Hirten Aethon in die Wolkenstadt ist eine Schelmengeschichte, die ihrem Publikum zeigt, dass das scheinbar Unmögliche doch möglich werden kann. Die drei Protagonisten von Anthony Doerrs Roman tragen in ihrer jeweiligen Zeit dazu bei, dass die Erzählung vom Wolkenkuckucksland nicht in Vergessenheit gerät und ihre hoffnungsspendende Botschaft weiter tragen kann. „Wolkenkuckucksland“ ist ein abwechslungsreiches Leseerlebnis für alle ab 14 Jahren.

Ines Klisch [45/2021]


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