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Sabine Rennefanz, Kosakenberg

erschienen im Aufbau Verlag

Kathleen lebt in Kosakenberg, einem fiktiven Ort in der Nähe von Brandenburg. Nach dem Studium schaut sie weit über den Tellerrand hinaus, sie verlässt ihre Heimat. Nach mehreren Stationen in Europa landet sie in London. Wie viele andere  zieht es sie zu neuen Orten und Aufgaben, die ihr das Dorf nicht bieten kann. Sie wechselt also nicht nur den Ort, sondern auch das Milieu: vom praktisch denkenden Dorf zum Intellektuellen. Kathleen ist attraktiv, sprachgewandt und kreativ, wie gemacht für einen Job als Art Director im Herzen von London mit künstlerischer  Umgebung und exklusiven Partys.

Relativ schnell wächst sie in die Rolle der Weltenbürgerin hinein. Mit dem Verlassen der Heimat und dem Wunsch nach Veränderung beginnt auch das Vermissen, das sie aber mental nicht einordnen kann. Den Nachrichten ihrer Mutter, die sie regelmäßig mit den aktuellen Geschehnissen aus dem Dorf versorgt, schenkt sie wenig Aufmerksamkeit. Aber kann man seine Vergangenheit einfach so hinter sich lassen? Bei den sporadischen Besuchen in Kosakenberg fühlt sie sich seltsam verloren. Man heißt sie willkommen, zeigt aber kein großes Interesse an Einzelheiten aus ihrem Leben. Als sie zur Hochzeit ihrer ehemals besten Freundin hochgestylt erscheint, erscheint ihr diese wunderbar geerdet und in ihrer kraft stehend, während sie sich selbst etwas deplaziert  fühlt.

Der Roman beschreibt ein Thema, das hierzulande fast alltäglich ist: den Weggang junger Menschen aus dem Osten des Landes nach der Wende bis heute. Bleiben oder gehen? Beides scheint Verrat mit sich zu bringen - entweder zur Heimat und zur Familie oder an sich selbst, den eigenen Wünschen und Zielen. Ein einfühlsames Buch über ein Thema , das wohl viele junge Menschen auf der Suche  nach ihrer Identität betrifft.                                                                                                                                                                                                       

Barbara Weil [Juni 2024]


Erin Stewart, Was, wenn wir genug sind

aus dem Amerikanischen von Ulrike Köbele, erschienen bei Planet 2023

“Was, wenn wir genug sind“ ist ein Roman von Erin Stewart und ist im Jahr 2023 erschienen. Die amerikanische Autorin erzählt in ihrem Buch in sanften Worten die Geschichte eines Mädchens namens Lily. Als deren ältere Schwester nach einem Suizidversuch aus der Klinik wieder nach Hause kommt, versucht Lily, die selbst ziemlich unter Druck steht, alles wieder in Ordnung zu bringen. Das ist jedoch gar nicht so einfach, da sie selbst mit Chaos und Monstern im Kopf zu kämpfen hat. Doch sie erhält Unterstützung von einem neuen Mitschüler und Projektpartner, der allerdings auch einige Probleme zu ertragen hat.

Dieses Buch beinhaltet Themen, die viele Jugendliche betreffen: Depression, bipolare Störung, Angst, Selbstverletzung, Suizid-Gedanken, aber es ist auch eine berührende Liebensgeschichte. Der Roman hat eine positive Botschaft – Du bist genug so wie du bist! –und vermittelt auch, dass man sich jederzeit Hilfe holen darf. Außerdem werden Stellen genannt, an die man sich wenden kann, wenn man ähnliche Probleme hat wie im Buch beschrieben. „Was, wenn wir genug sind“ ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Das macht es leicht, sich in die Gefühle der Figuren hineinzuversetzen. Kein einfaches, aber ein positives und gewinnbringendes Buch zu einem wichtigen Thema!

Neala Hanly, Praktikantin im Mai 2024


Alice Winn, Durch das große Feuer

aus dem Englischen von Ursula Wulfekamp und Benjamin Mildner, erschienen im Eisele Verlag

In diesem Roman von Alice Winn begleitet man zwei Freunde bei ihren Erlebnissen im Ersten Weltkrieg und der Entwicklung ihrer Liebesbeziehung. Henry Gaunt und Sidney Ellwood sind zwei Teenager, die sich noch vor ihrem Schulabschluss freiwillig zum Dienst an der Front melden. Während ihres Einsatzes bekommen sie viel Schmerz und Leid zu spüren. Ellwood verarbeitet das Erlebte mit Poesie, während Gaunt die Ereignisse bis in den Schlaf verfolgen.

Das Buch ist unglaublich fesselnd geschrieben und die Charaktere werden einfühlsam dargestellt. Dazu tragen auch die verschiedenen Textformen bei, die Alice Winn verwendet. Zum Beispiel werden Ausschnitte der Internatszeitung abgebildet, in der im Krieg gefallene Schüler aufgelistet werden. Weitere Textformen neben erzählender Prosa sind Briefe und Gedichte von Ellwood oder Tennyson. Hierdurch bekommt der Roman eine reizvolle Mehrdimensionalität in der Erzählweise, behutsam übersetzt von Benjamin Mildner und Ursula Wulfekamp.

"Durch das große Feuer" lässt einen hautnah miterleben, wie das Leben im Krieg abläuft und welche Folgen dieses hat.

Mathilda Teschner aus EVAs Leseclub [April 2024]


Dani Shapiro, Leuchtfeuer

aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, erschienen bei Hanserblau

Bei der Recherche zu diesem Buch las ich, dass das unfertige Manuskript fast fünfzehn Jahre lang  in einem Schrank der Autorin lag. Als Dani Shapiro die losen Manuskriptblätter eines Tages wiederfand, war sie selbst überrascht. Daraus hat sie nun ein Buch gemacht, ich denke, eines der wirklich berührenden Bücher dieser Saison. Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit.

Im  Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie Wilf, die in einem Vorort von New York ein bürgerliches Leben führt. In einer lauen Sommernacht 1985 verursacht der fünfzehnjährige Sohn Theo einen Unfall, weil er sich beim Fahren eine Zigarette anzündet. Eigentlich hätte er nicht fahren dürfen. Seine ältere Schwester Sarah, die ihn dazu überredet hat, fühlt sich schuldig. Sie übernimmt die Verantwortung, indem Sie behauptet, selbst gefahren zu sein. Denn die zwei Geschwister bleiben unverletzt, während Misty, Sahras Freundin, bei dem Unfall getötet wird. Der Vater von Theo und Sarah ist fast sofort zur Stelle. Er ist Arzt und begreift die Situation sofort. Auch er schweigt über all die Jahre und somit kann keine Verarbeitung geschehen.

„Leuchtfeuer“ ist ein Buch über die Macht der nicht gesprochenen Worte. Über viele Jahre können wir zusehen, wie die Lebenswege der Familie Wilf sich gestalten. Im Schatten des Geheimnisses scheint dies eher wie eine Flucht in verschiedene Richtungen als ein geerdetes Dasein. Schicksale verändern sich und über allem liegt ein nebliger Schleier. Theo ist irgendwann verschwunden, Jahre später kommt eine Postkarte aus Patagonien. Daran wird seine Mutter fast zerbrechen.

Und doch ist dies kein trauriges Buch. Am Ende stimmt es sehr versöhnlich, denn wir sehen,  Leben wird immer Licht und Schatten sein, nie frei von Brüchen. Und das Leben ist trotz allem schön und lebenswert. Dani Shapiro schreibt, als würde sie ein bisschen sich selbst meinen und auch ein bisschen jeden von uns.

Barbara Weil [März 2024]

 


Helga Flatland, Die Resonanzen

aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger und Elke Ranzinger, Ecco Verlag 

Mathilde, die gern Schriftstellerin werden möchte wie ihre verstorbene Mutter, schlägt sich im quirligen Oslo als Lehrerin für Norwegisch durchs Leben. Sie beginnt eine sehr intensive Liebesbeziehung mit einem ihrer älteren Schüler, Jacob. Es kommt wie vorhersehbar: Die Beziehung wird publik und man legt ihr nahe, den Schuldienst zu quittieren. Mathilde ist ratlos und verzweifelt. Ihr geliebter Jacob hat sich aus für sie nicht nachvollziehbaren Gründen von ihr zurückgezogen. Sie versucht einen Ausbruch - es ist die Coronazeit - und sie beschließt, wie viele damals, sich ein Haus auf dem Land zu mieten. So hofft sie auch, endlich mit Konzentration an einem Roman arbeiten zu können, den sie seit Jahren plant.

Im Norden des Landes betreibt eine Familie in langer Familientradition einen Bauernhof. Es hat gerade einen Generationswechsel gegeben und die charakterstarke Besitzerin übergab ihren Betrieb an ihre beiden Zwillingssöhne. Andres hat schon Frau und Kinder, wogegen sein Bruder Johannes allein wohnt. Von ihm geht auch die Initiative aus, das lehre „Auszugshaus“ (so nennt man das Nebengebäude auf einem Bauernhof, in denen in der Regel die Seniorbesitzer des Hofes wohnen, zu vermieten, um in den schwierigen wirtschaftlichen Zeiten das Einkommen der Familie etwas aufzubessern. Mathilda zieht dort ein und Johannes ist von Beginn an von dieser Frau fasziniert.

Helga Flatland lässt den Leser abwechselnd von der Seite Mathildes und der des Johannes am Geschehen der Handlung teilhaben. Auffällig wird, dass sie es vermeidet, für ihre Figuren Partei zu ergreifen. So wird man auch als Leser in unterschiedlichste Empfindungen gestürzt. Helga Flatland beschreibt die Charaktere sehr fein und differenziert. Schritt für Schritt erschließen sich die verwebten Beziehungen der Menschen untereinander. Dies alles macht den besonderen Reiz des Buches aus. 

Der Originaltitel des Buches lautet „Etterklang“, zu Deutsch Nachklang. Das finde ich treffender. Flatlands Themen, Tradition und Moderne, die Stellung der Geschlechter in den unterschiedlichen Zeiten, habe ich in so einer Form noch nicht gelesen. Ein Echo unserer Vorfahren erreicht wohl fast jeden. Also lassen sie sich überraschen, denn es kommt alles ganz anders.                                                                           

Marlies Günther [Februar 2024]


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