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T.C. Boyle, No Way Home

aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren, erschienen im Hanser Verlag

T.C. Boyle, einer der großen Kritiker der amerikanischen Gesellschaft, widmet sich in seinem neuen Roman nicht dem Thema Klimawandel oder sozialpolitischen Themen. In „No Way Home“ geht es um eine Dreiecksbeziehung, um das Chaos, das Menschen einander antun, wenn Emotionen unkontrolliert die Oberhand gewinnen.

Terry, 31 Jahre alt, angehender Assistenzarzt in Los Angeles, kommt nach Boulder City in der Nähe von Las Vegas, um den Nachlass seiner Mutter zu klären. Diese hat ihm nach ihrem plötzlichen Tod ein kleines Häuschen samt Hündin Daisy hinterlassen. In einer Bar begegnet er Bethany, eine unabhängige junge Frau, hinreißend schön, die an der Rezeption des örtlichen Krankenhauses arbeitet. Sofort flirrt die Luft und sein exakt durchkalkulierter Zeitplan löst sich in Luft auf. Doch bald taucht ein Gegenspieler auf, der Ex-Lover von Bethany, ein Biker mit kurzgeschorener Frisur, ein tätowiertes Raubein und somit so ziemlich das Gegenteil von Terry, dem planvoll durchstrukturiertem Pragmatiker. Jesse lässt es sich nicht nehmen, das Greenhorn aus L. A. eindrücklich zu warnen: Das wird Ärger geben, und es gibt bald Ärger! Aber der Antiheld Terry lernt sich zu wehren…

 T.C. Boyle erzählt diese Geschichte aus der Perspektive seiner zentralen Figuren.  Die männlichen Revierkämpfe wirken fast animalisch und Bethany, hin und hergerissen zwischen den zwei Charakteren, verliert die Erdung und lässt sich mitreißen in Ihrer Überforderung und Abhängigkeit. Jeder hat hier seine eigene Wahrheit. T.C. Boyle überlässt dem Leser, sicherlich augenzwinkernd, das Urteil zwischen Emotionalität, Passivität und  körperlicher Gewalt und schafft hier wohl doch einen Vergleich mit dem heutigen Amerika.

 

Barbara Weil  [Oktober 2025]


Miguel Bonnefoy, Der Traum des Jaguars

aus dem Französischen von Kirsten Gleinig, erschienen im Eisele Verlag

Eine Reise steht an, die Buchhändlerin hat ein neues Buch dabei und was passiert? Die Bahn hat glücklicherweise Verspätung! Denn so war genug Zeit, um in diesen ganz besonderen Roman abzutauchen und der Geschichte von Antonio und Ana Maria zu folgen. Basierend auf seiner eigenen Familiengeschichte hat Miguel Bonnefoy einen gar nicht so langen, aber sehr intensiven Roman geschrieben. Das Debut des Franzosen wurde bereits mit zwei Literaturpreisen bedacht und ist nun von Kirsten Gleinig übersetzt im großartigen Münchner Eisele Verlag, der uns besonders am Herzen liegt, erschienen. 

Die Handlung spielt in der venezolanischen Region Maracaibo im Nordwesten des Landes. Landschafts- und lebensbestimmend dort ist der Lago Maracaibo, ein Binnenmeer mit eigenen klimatischen und naturräumlichen Gegebenheiten. Der in äußerst ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Antonio Borjas Romero findet über mehrere Umwege seine Bestimmung als Arzt und seine große Liebe Ana Maria Rodriguez, die auch seine Frau wird. Sie ist die erste Ärztin in der Region und gemeinsam bekommen sie eine Tochter, die sie Venezuela nennen. Maria und Antonio sind sehr verbunden mit ihrer Stadt und kämpfen für die Entwicklung der Region. Doch ihre Tochter zieht es weg von Maracaibo, nach Paris…

Immer wieder gibt es im Text Anklänge, die an den magischen Realismus der großen südamerikanischen Autoren erinnern. Die farbenprächtige Sprache und der Erzählfluss nehmen Leserin und Leser unmittelbar mit in diese Welt und bescheren viel Leseglück! Wenn Bücher Horizonte erweitern, egal auf welcher Ebene, ist das Lesen ein Fest. „Der Traum des Jaguar“ umspannt ein ganzes Jahrhundert venezolanischer Geschichte, verpackt in einen wunderbaren Familienroman.

Ines Klisch  [September 2025]


Julia Engelmann, Himmel ohne Ende

erschienen im Diogenes Verlag

In „Himmel ohne Ende“ erzählt Julia Engelmann auf einfühlsame und authentische Weise die Geschichte der 15-jährigen Charlie, die mit vielen Fragen des Erwachsenwerdens konfrontiert ist. Charlie lebt mit ihrer Mutter und einem kleinen Hamster allein – ihr Vater hat die Familie verlassen, als sie noch klein war. Als sich ihre Mutter neu verliebt, fühlt Charlie sich zunehmend isoliert. In dieser schwierigen Zeit tritt Pommes, ein neuer Mitschüler, in ihr Leben – und plötzlich ist da jemand, der sie wirklich versteht. Gemeinsam erleben die beiden Jugendliche ein Wechselbad der Gefühle: Freude, Unsicherheit, Verlust und Hoffnung. Sie müssen sich mit Themen wie Einsamkeit, Trauer, dem Tod und der Suche nach sich selbst auseinandersetzen. Doch im Kern geht es immer wieder um Freundschaft – um verlorene, neue und um die, die einem durch schwere Zeiten hilft.

Julia Engelmann schafft es, mit ihrer poetischen und zugleich zugänglichen Sprache tief in die Gefühlswelt junger Menschen einzutauchen. Das Buch ist leicht zu lesen, dabei aber keineswegs oberflächlich. Es behandelt zentrale Fragen des Heranwachsens auf eine Art, die berührt und zum Nachdenken anregt. Besonders bemerkenswert ist, wie realitätsnah die Figuren und ihre Erlebnisse geschildert sind. Viele Jugendliche und auch Erwachsene, die sich zurückerinnern, werden sich in Charlie wiedererkennen – in ihren Zweifeln, ihrer Suche nach Halt und ihrem Bedürfnis, verstanden zu werden. Die emotionale Achterbahnfahrt, die das Buch beschreibt, spiegelt die Unsicherheit und das Chaos dieser Lebensphase wider.

„Himmel ohne Ende“ ist ein sensibler, moderner Roman, der zeigt, wie viel Kraft in neuen Begegnungen und in echter Freundschaft stecken kann. Ein Buch über Verlust und Neubeginn – poetisch, ehrlich und sehr berührend.

Goda Joseph, EVAs Leseclub [August 2025]


Martina Clavadetscher, Der Schrecken der anderen

erschienen bei C.H. Beck

Im tiefsten Winter, mitten in den Schweizer Bergen, stolpert ein halbwüchsiger Junge beim Schlittschuhlaufen über ein Stück eingefrorene Jeanshose und macht eine grausige Entdeckung: Direkt unter dem Eis des Bergsees schwimmt ein Toter. Ermittlungen nimmt nicht nur die örtliche Polizei auf, sondern auch der kauzige Eigenbrötler Schilbig, angestachelt von Rosa, einer exzentrischen älteren Frau, die nach langen Jahren der Abwesenheit wieder in die Bergregion zurückgekehrt ist. Der duldsame Unternehmenserbe Kern versucht vergebens, sein Leben als sinnvoll zu empfinden. Seine Frau begegnet ihm mit freundlicher Abwesenheit, seine Karriere beruht einzig und allein auf seinem Erbestatus und auch im gesellschaftlichen Leben erreicht er nicht den Platz, der ihm seiner Meinung nach zusteht. Die bald hundertjährige Mutter, die in der heimischen Villa gepflegt wird, dominiert ihn noch immer und unternimmt alles, um den Sohn dazu zu bringen, einen Erben zu zeugen und die Familie zu erhalten. Doch warum ist ihr dies so wichtig? Woher haben die Kerns, ursprünglich eine Bauernfamilie, in den 40er Jahren so viel Geld anhäufen können, um ein großes Unternehmen zu gründen? Und was hat der Tote im See mit allem zu tun?

Martina Clavadetscher entfaltet in diesem großartigen Roman eine unglaubliche Geschichte in Form eines Kammerspiels in verschiedenen Konstellationen. Zurückhaltend und in vielen Andeutungen erzählt sie von Verrat und Schuld.  Es fröstelt einem beim Lesen, nicht nur beim Erleben der menschlichen Kälte zwischen Mutter und Sohn Kern und dem historischen Hintergrund des Romans, sondern auch wegen der beschriebenen winterlichen und frühlingshaften Kühle der Landschaft.

Genau das richtige Buch für heiße Sommertage!

Ines Klisch  [Juli 2025]


Bill Francois, Die unwahrscheinliche Süße der Erdbeeren

übersetzt von Frank Sievers, erschienen im Verlag C.H. Beck

Mit dem Titel „Die unheimliche Süße der Erdbeeren“ legt der französische Autor Bill Francois sein zweites populärwissenschaftliches Werk im Beck Verlag vor. Bekannt ist er mir von seinem Buch über unheimliche Geschichten aus der Welt der Meere und Flüsse  „Die Eloquenz der Sardine“. Nun befasst er sich mit der Speisekammer der Natur.

Auf der Erde hat sich  im Laufe der Evolution das Zusammenspiel der Menschen und der Pflanzen auch ständig verändert. Wieso schmecken Raubkatzen nichts Süßes oder wieso können wir Menschen viele verschiedene Arten von bitter unterscheiden? Unsere Nahrungsgewohnheiten haben sich mit der Entwicklung angepasst. Wir erfahren den Siegeszug der Getreidepflanzen, wie lange es dauerte bis die Kartoffel auf unseren Speiseteller landete und zu einem unseren Hauptnahrungsmittel wurde oder seit wann es die Möglichkeit gibt, Milch mittels Käserei haltbar zu machen. Dabei spielen nicht selten kleine Zufälle eine besondere Rolle.

Bill Francois schreibt zum Teil mit spitzem Humor, so dass sich seine Episoden recht vergnüglich lesen lassen. Der Autor ist ein Biophysiker und Wissenschaftler,  der aber keinesfalls Daten und Fakten trocken aneinanderfügt. Im Gegenteil:  Komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge versteht er populär, also allgemeinverständlich, darzulegen. Damit öffnet er einem breiten wissbegierigen Lesepublikum die Welt der Biowissenschaft und zeigt uns das erstaunliche  Zusammenwirken unserer natürlichen Welt. Diese aufregende Reise zu den Ursprüngen unserer täglichen Speisen,  kann ich nur empfehlen.

Marlies Günther [Juni 2025]

 


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