Matthias Jügler (Hrg.), Wir dachten, wir könnten fliegen
erschienen bei Penguin Randomhouse
Eine bestrickende Idee steckt hinter dem Buchprojekt von Matthias Jügler „Wir dachten, wir könnten fliegen“: mittels einer Erzählung ein ausgestorbenes Tier wieder lebendig werden zu lassen und damit einen Beweis für die schöpferische Kraft von Literatur zu erbringen. Seine Intention war dabei auch, für die Natur zu sensibilisieren und auf Vergänglichkeit und Artensterben hinzuweisen. Für dieses Projekt versammelte Jügler nach eigenen Angaben von ihm verehrte Autorinnen und Autoren, 20 an der Zahl, deren Aufgabe es war, über ausgestorbene Tiere und Pflanzen zu schreiben.
Dabei entstand eine äußerst interessante Anthologie, die zum einen dem Ansinnen des Herausgebers mehr als gerecht wird, zum anderen aber auch die versammelten Autorinnen und Autoren in ihrem spezifischen Ausdruck abbildet – ein Panorama des gegenwärtigen Schreibens. Denn neben Melanie Raabe, Julia Schoch, Elena Fischer und Daniela Dröscher finden sich auch T. C. Boyle, Iida Turpeinen und Clemens Setz darunter sowie Kim de l’Horizon und natürlich die omnipräsente Caroline Wahl. Die verschiedenen Herangehensweisen an die Aufgabe, die vielfältige Sprache und die doch sehr unterschiedliche Stilistik machen diesen Band zu einem äußerst abwechslungsreichen Lese- und Bildungserlebnis.
Meine liebste Geschichte ist – wie sollte es anders sein – die von Iris Wolf: Sie beschreibt eine Begegnung mit einem Kaspischen Tiger, die letzte mit einem lebenden Exemplar, im Jahr 1974. Danach wurde das majestätische Tier nie wieder gesehen.
Ines Klisch [November 2025]



aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren, erschienen im Hanser Verlag
aus dem Französischen von Kirsten Gleinig, erschienen im Eisele Verlag
Im tiefsten Winter, mitten in den Schweizer Bergen, stolpert ein halbwüchsiger Junge beim Schlittschuhlaufen über ein Stück eingefrorene Jeanshose und macht eine grausige Entdeckung: Direkt unter dem Eis des Bergsees schwimmt ein Toter. Ermittlungen nimmt nicht nur die örtliche Polizei auf, sondern auch der kauzige Eigenbrötler Schilbig, angestachelt von Rosa, einer exzentrischen älteren Frau, die nach langen Jahren der Abwesenheit wieder in die Bergregion zurückgekehrt ist. Der duldsame Unternehmenserbe Kern versucht vergebens, sein Leben als sinnvoll zu empfinden. Seine Frau begegnet ihm mit freundlicher Abwesenheit, seine Karriere beruht einzig und allein auf seinem Erbestatus und auch im gesellschaftlichen Leben erreicht er nicht den Platz, der ihm seiner Meinung nach zusteht. Die bald hundertjährige Mutter, die in der heimischen Villa gepflegt wird, dominiert ihn noch immer und unternimmt alles, um den Sohn dazu zu bringen, einen Erben zu zeugen und die Familie zu erhalten. Doch warum ist ihr dies so wichtig? Woher haben die Kerns, ursprünglich eine Bauernfamilie, in den 40er Jahren so viel Geld anhäufen können, um ein großes Unternehmen zu gründen? Und was hat der Tote im See mit allem zu tun?