03437 / 91 79 63
  Mo -Fr
Sa
9.00 - 18.00 Uhr
9.00 - 14.00 Uhr

Lorenz Pauli und Kathrin Schärer, Fröhliche Winternacht

erschienen bei Atlantis

Der Bär ist grummelig, denn er ist müde. Der Winter hat begonnen und es wird Zeit für ihn, sich in seine Höhle zurückzuziehen und Winterruhe zu halten. Die anderen Waldtiere schleichen hinterher – Wie gemütlich es doch in der Bärenhöhle ist! Eichhörnchen, Maus und Dachs, Specht und noch ein geheimnisvolles neues Waldtier tun sich zusammen, jeder bringt etwas mit, und dann feiern sie gemeinsam ein wunderschönes Winterfest – Fröhliche Winternacht!

Das schweizer Autoren-Illustratoren-Duo Schärer-Pauli hat uns schon mit vielen großartigen Bilderbücher beglückt. Von der „Pippilothek“ über „Mutig, Mutig“ bis hin zu „Wie weihnachtelt man?“  - um nur einige zu nennen -  zeichnen sich diese Bücher durch dichte Sprache, Wortwitz und stimmige Illustrationen aus. Und immer wieder tauchen großartige Tierfiguren auf. Stimmungsvoll und unaufdringlich wird in „Fröhliche Winternacht“ der Zauber der Weihnacht beschrieben, ohne das eine weltanschauliche Richtung eine Rolle spielt.

Ein perfektes Vorlesebuch für alle – Kleine und Große – und eine schöne Begleitung für die dunkle Jahreszeit.

Ines Klisch  [Dezember 2024]


Tore Renberg, Die Lungenschwimmprobe

aus dem Norwegischen von Karoline Hippe und Ina Kronenberger

erschienen im Luchterhand Verlag

Lange habe ich darauf gewartet, mal wieder einen wirklich klugen, lehrreichen und fesselnden historischen Roman in den Händen zu halten - hier ist er nun: „Die Lungenschwimmprobe“ erzählt von einem Kriminalfall aus dem barocken Leipzig und zeichnet neben dem Stadtpanorama dieser Zeit ein Stück Justizgeschichte und Geistesgeschichte Mitteleuropas nach.

Der Gutsbesitzer Hans Heinrich Voigt wendet sich in seiner Verzweiflung über die Gefangennahme seiner Tochter Anna an den Juristen Christian Thomasius. Dieser ist auch nach einigem Überlegen bereit, Anna zu verteidigen. Die Gutsbesitzerstochter wird des Kindsmords angeklagt – in einer Zeit, da sich tiefer Aberglaube im gesellschaftlichen Geist  einer sachlichen Betrachtung verschließen, eine hoffnungslose und todesgefährliche Anschuldigung. Hilfreich für Anna ist, dass der Zeitzer Stadtphysikus Schreyer durch eine sogenannte Lungenschwimmprobe nachgewiesen hat, dass das Kind tot auf die Welt gekommen war. Doch reicht dieser (heute sicher gültige) Beweis im 17. Jahrhundert, in dem Folter von Verdächtigen an der Tagesordnung war, aus um Anna vor dem Schafott zu bewahren?

Der Nachwelt ist Christian Thomasius als streibarer Wegbereiter der Aufklärung bekannt. Der Jurist und Philosoph legte sich Zeit seines Lebens mit der bestehenden Ordnung an, trug maßgeblich zur Beendigung der juristischen Praxis der Hexenprozesse bei, wirkte auf eine sachliche Betrachtung juristischer Sachverhalte unter Ausschluss der Folter hin und musste Leipzig aufgrund der Schärfe der Konflikte mit Kirche und Stadt verlassen. Im benachbarten Halle ließ er sich nieder und lehrte dort bis zu seinem Tod. Mit diesem Roman kann man sich dieser interessanten historischen Persönlichkeit nähern und taucht ein in die Handelsmetropole Leipzig und ihre Kleingeisterei im ausgehenden 17. Jahrhundert. Großartig!

Ines Klisch  [November 2024]


Victor Lodato, Honey

aus dem Englischen von Claudia Wenner, erschienen im Beck Verlag

Honey, eine Kunstexpertin aus Los Angeles, schon länger im Ruhestand, fährt nach New Jersey an die amerikanische Ostküste, um dort die Orte ihrer Kindheit und Jugend zu besuchen. Es wird für sie Zeit, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, denn sie hat ein paar Leichen im Keller. Oder besser: Sie kommt aus einer mafiös verstrickten Familie, der sie zwar mit 17 Jahren den Rücken gekehrt hat, die sie aber doch immer verfolgt hat – zumindest in Gedanken. Jetzt ist sie die Älteste der Familie, eigentlich die Patriarchin. Aber was möchte Sie nun selbst: Vergebung oder Rache?

Ein Roman mit einer 82-jährigen Hauptfigur ist nicht gerade häufig zu finden. Schon allein deshalb ist „Honey“ von Victor Lodato eine Besonderheit. Es gelingt dem Autor sehr gut, die kleineren und größeren Nöte des Alters zu beschreiben, ohne in mitleidigen Kitsch oder Bloßstellung abzugleiten. Honey ist eine Frau mit Klasse, eine echte Dame, die es aber eben doch hier und da etwas langsamer angehen muss.

Die Erzählung erinnert immer wieder ans klassische britisch-amerikanische Krimimilieu, an so manches Mafiaklischee und ein bisschen an den „Paten“. Und was will man mehr mehr: Eine großartige Hauptfigur, eine mysteriöse Familiengeschichte, reichlich Verwicklungen, ein filmreifes Setting gemixt mit intelligentem Witz – all das verspricht und hält Victor Lodatos „Honey“ und macht diese Buch sehr vergnüglich zu lesen!

 

Ines Klisch  [Oktober 2024]


Alina Bronsky, Pi mal Daumen

erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch

Man sieht ihn förmlich vor sich: Oscar, gerade mal 16 Jahre alt, sitzt als Erstsemester etwas  abseits im Hörsaal einer Universität und folgt konzentriert den Ausführungen des Professors. Der hochbegabte Junge hat geade sein Mathematikstudium begonnen und ist ein wahrhaftiges Genie in diesem Fach, im Gegensatz zu so manchen seiner Mitstudenten. Doch Oscar hat es nicht leicht. Er versteht nicht, dass die anderen  über die Komplexität der Aufgaben stöhnen und statt mathematischen Problemen lieber zwischenmenschliche beraten. Das ganze soziale Miteinander bleibt Osacr fremd, zu unkonkret und chaotisch ist dies alles für den Ordnungsfanatiker, der eigentlich nur wahr und falsch als Kategorien akzeptiert.

Doch da tritt Moni in sein Leben. Sie ist eine Studentin im mittleren Alter und platzt mit Thermoskanne, Keksen  sowie ständigem Handykontakt zu Tochter oder Enkelkindern in seine geordnete Welt. Sie adoptiert den sperrigen Jungen sofort. Und nach einer Weile beginnt Oscar, dies zuzulassen und erkennt, dass zwischen wahr und falsch eine ganze Welt liegt.

Lustig, traurig, herzerwärmend und nachdenklich erzählt Alina Bronsky von ihren nicht immer liebenswürdigen Charakteren. Moni bleibt lange eine zwar sympathische, aber doch sehr rätselhafte Figur. Das verleiht dem Roman eine nicht unwesentliche Spannung. Oscar hingegen, aus dessen Perspektive der Text erzählt ist, weckt sofort den Beschützerinstinkt – trotz all seiner Macken und Vorurteile und seiner schroffen Art. Das das Ende der Geschichte ein wenig bemüht ist, fällt nicht ins Gewicht. Denn im Ganzen ist dieser Roman ein herrliches Lesevergnügen und endlich mal wieder eine wirkliche Geschichte mit tollen Figuren!

Ines Klisch  [September 2024]


Christ Whitaker, In den Farben des Dunkels

aus dem Englischen von Conny Lösch, Piper Verlag

Der britische Schriftsteller Chris Whitaker ist in Deutschland schon durch seine Romane „Von hier bis zum Anfang“ und „Was auf das Ende folgt“ bekannt. Nun ist sein dritter Roman „In den Farben des Dunkels“ im Piper Verlag erschienen, ein knapp 600 Seiten starker Gesellschaftsroman. Die Geschichte beginnt in einem amerikanischen Provinzstädtchen und schildert den Lebensweg des anfangs 13-jährigen Patch und dessen bester Freundin Saint. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und führt quer durch die Vereinigten Staaten.

Patch und Saint sind Außenseiter im Ort. Patch, der wegen eines fehlenden Auges eine Augenklappe trägt, lebt mit einer alkoholkranken Mutter zusammen, Saint ist ein sonderbares Mädchen mit dicker Brille, die Bienen züchtet. Eines Tages geschieht ein Verbrechen im Ort: Patch wird entführt und über mehrere Monate in einem dunklen Raum gefangen gehalten. Bald ist Saint die Einzige, die noch an seine Rettung glaubt. Unermüdlich sucht sie nach ihm und durch einen Zufall, ein Feuer, wird er schließlich nach 307 Tagen gefunden. Doch Patch ist völlig verändert, Saint fällt es schwer damit umzugehen. Patch hatte eine Mitgefangene, Grace, die noch immer verschwunden ist. Er will sie unbedingt finden, sie hatte ihn durch ihre farbenfrohen Geschichten von der Welt, in der sie gelebt hat, im dunklen Verlies am Leben gehalten. Fast 30 Jahre sucht er nach ihr und stößt dabei auf weitere verschwundene Mädchen. Er beginnt Porträts von ihnen zu malen, besucht deren Eltern und Familien und gibt nicht auf. Auch Saint, inzwischen Polizistin, lässt Patchs Schicksal nicht los und sie versucht dessen Entführer zu finden.

Chris Whitaker hat einen wunderbaren, herzergreifenden Roman geschrieben, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat und der durch die vielen Wendungen und ungelösten Fragen bis zum Schluss sehr spannend bleibt. Man taucht ein in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten, ist entsetzt, berührt und voller Hoffnung.

Petra Rieche [August 2024]


Buchhandlung Bücherwurm
Inhaberin: Ines Klisch
Lorenzstraße 21
04668 Grimma
 
Telefon:
Fax:
E-Mail:
03437 / 91 79 63
03437 / 91 09 71
buecherwurmklisch@t-online.de
 
Geschäftszeiten:
Mo -Fr
Sa
9.00 - 18.00 Uhr
9.00 - 14.00 Uhr

Unser Service für Sie



24-Stunden-Bestellservice
– Bücher • Filme • Musik –
Lieferbarkeit vorausgesetzt