erschienen im Diogenes Verlag
Doris Dörrie hat uns immer mit ihren menschenverbindenden, weltoffenen Büchern und Filmen bestens unterhalten. Reisen ist ihr immer als Chance erschienen, über den Tellerrand hinaus zu blicken. In ihrem neuen Buch „Die Heldin reist“ erzählt sie uns von drei Reisen, die sie 2019 machte: nach Marokko, Japan und San Francisco. „Die Welt erschein mir ein aufregender, aber prinzipiell freundlicher Ort zu sein, den ich nur zu durchwandern hätte, um zu lernen und zu wachsen.“
Es ist also ein autobiografisches und sehr authentisches Buch. Vielleicht musste auch erst die Pandemie kommen, damit dieses Buch entstehen konnte, denn in der Regel verbringt Doris Dörrie kaum mehr als drei Monate im Jahr in Deutschland. Zu den beeindruckendsten Geschichten in diesem Buch gehört die über Tatsu, eine befreundete Japanerin, die an der Musikhochschule Hannover studiert und die eine schmerzhafte Affäre mit einem Gesangslehrer hatte. Für Tatsu, die sich nach allen Regeln der Kunst in Deutschland integrierte, blieb dieses Land immer ein seltsamer Kosmos, in dem sie sich als exotischen Fremdkörper erlebte.
Dörrie erzählt auch bestechend uneitel über ihre eigenen Ängste und selbstreflektierten Unzulänglichkeiten – Dinge, die man bei einer solch starken und charismatischen Frau nie vermutet hätte. Ein mutmachendes Buch für neugierige Frauen und andere Leute, die unterwegs sind in der Welt oder auch nur im eigenen Leben.
Barbara Weil [2022]