aus dem Französischen von Kirsten Gleinig, erschienen im Eisele Verlag
Eine Reise steht an, die Buchhändlerin hat ein neues Buch dabei und was passiert? Die Bahn hat glücklicherweise Verspätung! Denn so war genug Zeit, um in diesen ganz besonderen Roman abzutauchen und der Geschichte von Antonio und Ana Maria zu folgen. Basierend auf seiner eigenen Familiengeschichte hat Miguel Bonnefoy einen gar nicht so langen, aber sehr intensiven Roman geschrieben. Das Debut des Franzosen wurde bereits mit zwei Literaturpreisen bedacht und ist nun von Kirsten Gleinig übersetzt im großartigen Münchner Eisele Verlag, der uns besonders am Herzen liegt, erschienen.
Die Handlung spielt in der venezolanischen Region Maracaibo im Nordwesten des Landes. Landschafts- und lebensbestimmend dort ist der Lago Maracaibo, ein Binnenmeer mit eigenen klimatischen und naturräumlichen Gegebenheiten. Der in äußerst ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Antonio Borjas Romero findet über mehrere Umwege seine Bestimmung als Arzt und seine große Liebe Ana Maria Rodriguez, die auch seine Frau wird. Sie ist die erste Ärztin in der Region und gemeinsam bekommen sie eine Tochter, die sie Venezuela nennen. Maria und Antonio sind sehr verbunden mit ihrer Stadt und kämpfen für die Entwicklung der Region. Doch ihre Tochter zieht es weg von Maracaibo, nach Paris…
Immer wieder gibt es im Text Anklänge, die an den magischen Realismus der großen südamerikanischen Autoren erinnern. Die farbenprächtige Sprache und der Erzählfluss nehmen Leserin und Leser unmittelbar mit in diese Welt und bescheren viel Leseglück! Wenn Bücher Horizonte erweitern, egal auf welcher Ebene, ist das Lesen ein Fest. „Der Traum des Jaguar“ umspannt ein ganzes Jahrhundert venezolanischer Geschichte, verpackt in einen wunderbaren Familienroman.
Ines Klisch [September 2025]