erschienen bei Penguin Randomhouse
Eine bestrickende Idee steckt hinter dem Buchprojekt von Matthias Jügler „Wir dachten, wir könnten fliegen“: mittels einer Erzählung ein ausgestorbenes Tier wieder lebendig werden zu lassen und damit einen Beweis für die schöpferische Kraft von Literatur zu erbringen. Seine Intention war dabei auch, für die Natur zu sensibilisieren und auf Vergänglichkeit und Artensterben hinzuweisen. Für dieses Projekt versammelte Jügler nach eigenen Angaben von ihm verehrte Autorinnen und Autoren, 20 an der Zahl, deren Aufgabe es war, über ausgestorbene Tiere und Pflanzen zu schreiben.
Dabei entstand eine äußerst interessante Anthologie, die zum einen dem Ansinnen des Herausgebers mehr als gerecht wird, zum anderen aber auch die versammelten Autorinnen und Autoren in ihrem spezifischen Ausdruck abbildet – ein Panorama des gegenwärtigen Schreibens. Denn neben Melanie Raabe, Julia Schoch, Elena Fischer und Daniela Dröscher finden sich auch T. C. Boyle, Iida Turpeinen und Clemens Setz darunter sowie Kim de l’Horizon und natürlich die omnipräsente Caroline Wahl. Die verschiedenen Herangehensweisen an die Aufgabe, die vielfältige Sprache und die doch sehr unterschiedliche Stilistik machen diesen Band zu einem äußerst abwechslungsreichen Lese- und Bildungserlebnis.
Meine liebste Geschichte ist – wie sollte es anders sein – die von Iris Wolf: Sie beschreibt eine Begegnung mit einem Kaspischen Tiger, die letzte mit einem lebenden Exemplar, im Jahr 1974. Danach wurde das majestätische Tier nie wieder gesehen.
Ines Klisch [November 2025]


